Okto-TV und Journal-Panorama berichten von IIM-Veranstaltung
Das Internationale Institut für Medien (IIM-Vienna) hatte Mitte Jänner 2023 zu einer Podiumsdiskussion zum Thema “Die Armeen der Trolle und Astroturfer” in den Jura Soyfer-Saal der Hofburg geladen. Der Wiener Community-Sender Okto-TV berichtete im März 2023 in einer ausführlichen Zusammenfassung von der Veranstaltung.
Der stellvertretende Institutsvorstand des IIM-Vienna, Prof. Hannes Fellner von der Universität Wien, betont in seinem Eröffnungsstatement, dass “politisch motivierte Fake-News und bewusste Versuche der Einflussnahme auf die Berichterstattung zu einer dramatischen Veränderung von Informations- und Wahrheitsgehalt von Nachrichten geführt hat”.
Dr. Yulia Belinskaya von der Universität Wien meint in ihrer Keynote, dass in einer Zeit einer vernetzten Welt, “wo alle möglichen Informationsquellen mit einem einzigen Maus-Klick verfügbar sind, die Zeit der staatlichen Propaganda vorbei sein sollte”, aber das Internet ist nicht frei von der Politik: “Studien haben gezeigt, das die autoritären Staaten ihr Propagandatechniken angepasst haben, um die online Äußerungen zu managen und nicht nur zu unterdrücken.”
Prof. Fritz Hausjell, stellv. Vorstand des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien und Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich, skizziert ein paar Vorschläge, wie man auf die Misere reagieren kann. Besonders durch medienpolitisches Handeln, aber auch durch Veränderungen im Journalismus. In Zukunft wird es vermehrt notwendig sein, in Form eines investigativen Journalismus herauszufinden, in welchem Auftrag und mit welchem Ziel Trolle agieren. Hierzu ist eine gediegenere Weiterbildung notwendig.
Dr. Elisabeth Heresch, Buchautorin und Russlandkennerin, sorgt sich, wie unausgewogen das Bewusstsein für bestimmte Ereignisse ist. Journalisten müssen Themen auf den Grund gehen und recherchieren, warum News in einem bestimmten Narrativ dargestellt werden. Es besteht allerdings nicht nur die Möglichkeit Fake-News richtig zu stellen, sondern auch Informationen zu erweitern, denn “eine Lüge besteht nicht nur, in der qualitativen Verfälschung einer Wahrheit, sondern auch in der Unvollständigkeit einer Berichterstattung, indem man nur einen Punkt herausstellt und wesentliche Tatsachen auslässt.”
Der Journalist Othmar Lahodynsky hat schon sehr früh begonnen, in seiner Zeit als Präsident der Association of European Journalists, mit der Bekämpfung von Fake-News durch die Ernennung einer eigenen Fake-News-Beauftragten entgegen zu wirken. Leider ist der Journalismus oft überfordert, und es braucht manchmal Jahre, bis die Wahrheit herauskommt. Gerade in Kriegszeiten ist es schwierig, die Authentizität einer Quelle zu verifizieren, insbesondere, weil heutzutage Geschichten bereits draußen sind und sich viral verbreitet haben, bevor es überhaupt möglich war, klassisch zu recherchieren, und damit der Rezipient immer wieder auf Propaganda reinfällt.
Da eine Kontrolle der Trolle kaum noch möglich ist und gerade der Einsatz von künstlichen Intelligenz beim Einsatz von Chat-Bots oder zur Erstellung von wissenschaftlichen Texten im öffentlichen Diskus aufgetaucht ist, versucht Mag. Georg Markus Kainz, Präsident von quintessenz, einen Ausblick, wie die Entwicklung von Chat Bots und Trollen durch den Einsatz von KI ausschauen könnte. Waren bei Trollen noch viele Menschen notwendig, um die Systeme zu überlisten, so lernt die KI selbständig, wie sie dieser Kontrolle entgehen kann und möglichst glaubwürdige News produzieren kann, die dann mittels Microtargeting zielgerichtet und individuell über die sozialen Medien an die Menschen verteilt werden können – an uns denen es nicht möglich ist, Fake zu erkennen, da Text, Formulierungen ja selbst Bilder individuell generiert werden.
Die Diskussion leitete der Vorstand unseres Institutes, Prof. Fred Turnheim. Wir bedanken uns bei Okto-TV für die Rechte, die Sendung auf unserer Homepage zeigen zu dürfen.
Zuvor hat schon die Ö1-Sendereihe “Journal-Panorama” ausführlich über unsere Veranstaltung berichtet. Einen weiteren Bericht gab es in “Digital.Leben”, ebenfalls auf Ö1.
Pressefoto: Hannes Hochmuth; Kamera: Ben Kasses