Österr. Umweltjournalismus-Preis verliehen
Wien, 29. November 2022 – Zum vierten Mal wurde gestern in Wien der Österreichische Umweltjournalismus-Preis verliehen. Der Preis würdigt herausragende Medienbeiträge rund um Umwelt- und Natur(schutz)themen in Österreich. Über 120 Beiträge wurden eingereicht und lagen den Jury-Mitgliedern unter Vorsitz von Prof. Fred Turnheim (Internationales Institut für Medien – IIM Vienna) zur Bewertung und Entscheidung vor.
Gestern Abend wurden die Preisträger im Rahmen der „GREEN BRANDS Austria“-Gala in feierlichem Rahmen im Palais Niederösterreich in Wien gekürt. Der Österreichische Umweltjournalismus-Preis 2022 wurde in vier Kategorien verliehen.
Schirmherrin des Österreichischen Journalismus-Preises ist Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, die in ihrer Rede die Arbeit der engagierten, unabhängigen und integren Jury lobte, die mit hochkarätigen Expertinnen und Expertinnen besetzt sei. Gewessler hob darüber hinaus die Rolle des Umweltjournalismus in bewegten Zeiten wie diesen hervorhob: „Gerade der Umweltjournalismus ist kein stiller Beobachter an der Seitenlinie, sondern er hilft uns, die Krise verständlich und begreifbar zu machen. Er ermächtigt Menschen in unserem Land, sich in die Entscheidungen über die Zukunft einzubringen, sich einzumischen, mitzumischen, sich eine Meinung zu bilden, mitzureden und vielleicht auch genauer hinzuschauen und die Fähigkeit zu entwickeln, Schattierungen zu sehen und nicht nur Schwarz-Weiß.“
Gewessler gratulierte den Nominierten und spornte sie an, ihren Weg weiter so motiviert und unermüdlich zu beschreiten: „Ich weiß, es steckt viel Arbeit dahinter, viel Herzblut, um dieses schwierige Thema greifbar und verständlich aufzuarbeiten. Ich möchte mich dafür bei Ihnen bedanken, und das ganz bewusst nicht nur als Ministerin, sondern als Staatsbürgerin dieser Republik. Denn unabhängiger Journalismus und damit auch unabhängiger Klima- und Umweltjournalismus ist immer eine Grundbedingung für eine funktionierende Demokratie.“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in seiner Video-Botschaft, dass es gerade in herausfordernden Zeiten wie den aktuellen darauf ankomme, das Thema Klimaschutz nicht aus den Augen zu verlieren. „Denn erst die laufende Berichterstattung in den Medien erzeugt die wichtige Resonanz des Themas in der Bevölkerung. Und nur eine fundierte und besonnene Berichterstattung schafft Vertrauen und ermöglicht eine eigenständige Meinungsbildung.“
Österreich verfüge im Umweltjournalismus über eine Vielfalt an engagierten und kompetenten Journalistinnen und Journalisten. „Das haben nicht zuletzt der Österreichische Umweltjournalismus und seine Einreichungen beeindruckend gezeigt.“
Van der Bellen dankte der Umweltinitiative des ORF, Mutter Erde, die den Preis 2017 ins Leben gerufen hat sowie der GREEN BRANDS Organisation, die ihn seit 2018 weiterträgt und immer wieder den besten Beiträgen im Umweltjournalismus sowie ihren Verfasserinnen und Verfassern eine Bühne bietet. „Allen Nominierten gratuliere ich und besonders herzlich den ausgezeichneten Journalistinnen und Journalisten. Bitte machen Sie weiter so, denn unsere Zukunft braucht ihren Einsatz.“
Juryvorsitzender Fred Turnheim erzählte in der von ihm gehaltenen Laudatio eine Geschichte: Der aus einem gutbürgerlichen Haus stammende Franklin Pierce, er war der 14. Präsident der Vereinigten Staaten, unterbreitete im Jahre 1855 den Indianervölkern Duwamish und Suquamish folgendes Angebot: Sie sollen ihr Land weißen Siedlern verkaufen und sich in ein Reservat zurückzuziehen. Doch der weise Häuptling der Duwamish fragte den Präsidenten wörtlich: „Wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers nicht besitzen – wie könnt Ihr sie dann von uns kaufen?“ Und weiter sagte er: „Wir sind ein Teil der Erde, und sie ist ein Teil von uns”. Für die Duwamish waren duftende Blumen Schwestern und Rehe, Pferde sowie der große Adler Brüder. Derzeit kündigt der Mensch seine Familienbande zwischen ihm und seiner Schwester Flora und seinem Bruder Fauna. Wie endete die Geschichte: Die Indianer verkauften nicht und wurden dann vom weißen Mann vernichtet.
Seine Schlussfolgerungen: Journalismus und Demokratie sind eng miteinander verbunden. Wer für den freien, demokratischen Journalismus kämpft, der kämpft auch für den Erhalt unserer Werte und unserer demokratischen Gesellschaft. Und er kämpft gegen Lügen, Fake News und Hass. Derjenige, der für unsere Werte kämpft, der engagiert sich für die bunte Vielfalt des Lebens.
Die Buntheit des Menschen, der Flora und Fauna unseres einzigartigen blauen Planeten darzustellen und damit Bewusstsein zum Schutz der Erde und ihrer Bewohner zu schaffen, dass ist einer der wichtigsten Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen, die sich immer häufiger mit Fragen des Umweltschutzes beschäftigen.
Die von der GREEN BRANDS Organisation mit insgesamt 4.000 Euro dotierten Preise wurden in vier Kategorien verliehen. Die Preisträger des Österreichischen Umweltjournalismus-Preises 2022 sind – mit Begründungen der Jury:
Kategorie Digitale Medien
Videoserie „Erklärt!. Klima“ von Verena Mischitz
Diese Serie umfasst zwar „nur“ Videos und ist daher nicht Cross Media. Trotzdem hat sich die Jury entschlossen, diese Arbeit auszuzeichnen. Klar und sehr stark strukturiert sowie abwechslungsreich aufbereitet werden von Experten-Statements bis hin zu tollen Scribble-Grafiken verschiedene Darstellungsformen verwendet, um in vergleichsweise kurzen Episoden wesentliche Umweltthemen darzustellen. Besonders die guten Recherchen und Präsentationen haben die Jury beeindruckt.
Kategorie PRINT
Kostbarer Dreck – von Laura Anninger – DATUM
„Kostbarer Dreck” greift ein Thema auf, das für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Energie essenziell ist, aber buchstäblich “unter der Oberfläche” liegt. Der Autorin gelingt es, ein komplexes Thema so aufzubereiten, dass die wissenschaftlichen Zusammenhänge leicht verständlich und spannend zu lesen sind. Diese Sensibilisierung der Gesellschaft ist dringend notwendig, um mehr Problembewusstsein für Vorgänge direkt vor der eigenen Haustüre zu schaffen. Spannend zu lesen, greifbare Persönlichkeiten, komplexe Wissenschaft – alles leicht zu verdauen. Eine fundiert recherchierte und exzellent geschriebene Geschichte.
Kategorie RADIO
FM4 Klimanews – ORF
Die Sendereihe “FM4 Klima-News” – schon allein wegen der Sendezeit “5 vor 12” exzellent im Radioprogramm verankert – hat absoluten Vorzeigecharakter. In der Hörfunk-Sendereihe wird dem Thema Klima jener Platz zugewiesen, den es in der Medienlandschaft dringend benötigt. Die Klima-News bringen nationale und internationale Nachrichten sowie nicht nur negative, sondern auch positive Berichte. Damit informiert die Sendereihe nicht nur, sondern inspiriert die Hörer:innen der Klimakrise aktiv zu begegnen.
Kategorie TV
Sendereihe „KLIMAHELDiNNEN“ – ProSieben Sat.1 PULS4 Gruppe
Es ist bemerkenswert, dass eine solche Sendereihe ohne jeglichen „Boulevard“-Aspekt in einem Privat-Fernsehen nicht nur „ausprobiert“ wird, sondern sich sehr rasch etablieren konnte. Die einzelnen Beiträge sind oft frech und damit sehr prägnant und pfiffig gestaltet. Hier wurde im nicht öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine sehr moderne, gut recherchierte Sendereihe geschaffen, die sich an ein junges Publikum richtet. Diese neue Darstellungsform und die langfristige Arbeit der Gestalter:innen haben die Jury stark beeindruckt.
Über den Österreichischen Umweltjournalismus-Preis
Der Österreichische Umweltjournalismus-Preis wurde 2017 von der Umweltinitiative Mutter Erde ins Leben gerufen, um Medien, Öffentlichkeit und Unternehmen für Umweltthemen zu sensibilisieren und qualitätsvolle und kritische Berichterstattung rund um umweltrelevante Themen zu fördern.
Seit 2019 wird der Preis von der GREEN BRANDS Organisation (www.green-brands.org) ausgerichtet, die auch die Preisgelder in Höhe von 4.000 € stiftet.
Der Jury des Österreichischen Umweltjournalismus-Preises gehören an:
Mag. Dr. Amelie Cserer (FH Burgenland)
Christian Cummins (ORF)
Mag.a. Eva Gänsdorfer (GLOBAL 2000)
Dr. Friedrich Hinterberger (cooppa.at)
Doris Holler-Bruckner (oekonews.at)
Em.O.Univ.Prof. Dr.phil. Helga Kromp-Kolb (BOKU)
Michael Lohmeyer (Die Presse)
Werner Müllner (APA)
Stefan Nimmervoll (Blick ins Land)
Roswitha Reisinger (Lebensart)
Rainer Schultheis (ORF)
Nana Siebert (DER STANDARD)
Prof. Fred Turnheim (Internationales Institut für Medien)
Ing. Norbert Welzl (Österreichischer Journalist*innen Club)
Weitere Bilder in der APA-Fotogalerie (OTS/IIM)