Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Recherchen zum Verschwinden von Kindermigranten
Lost in Europe erhielt am Mittwoch den Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus 2024 für seine Recherchen zum Verschwinden von mehr als 50 000 unbegleiteten Kindermigranten. |
Straßburg, 23. Oktober 2024 – Die Recherchen von Medien aus Deutschland, Italien, Griechenland, den Niederlanden, Belgien, Irland und dem Vereinigten Königreich ergaben, dass von 2021 bis 2023 mindestens 51 433 unbegleitete minderjährige Migranten nach ihrer Ankunft in europäischen Ländern verschwanden. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, die für den Preis zuständige Vizepräsidentin Pina Picierno und Mitglieder der unabhängigen europaweiten Preisjury nahmen an der Preisverleihung im Daphne-Caruana-Galizia-Pressesaal des Europäischen Parlaments in Straßburg teil. Parlamentspräsidentin Metsola erklärte: „Das Vermächtnis von Daphne Caruana Galizia lebt weiter – im Werk von Journalistinnen und Journalisten, die leben, um die Wahrheit zu sagen, und sich nicht den Mund verbieten lassen. Sie kämpfen unerschütterlich für Gerechtigkeit, obwohl man sie bedroht und versucht, sie von ihrer wichtigen Arbeit abzuhalten. Die Pressefreiheit ist nicht verhandelbar. Sieben Jahre nach Daphnes Ermordung ehren wir ihr Andenken nach wie vor mit einem Preis, der uns daran erinnert, dass das Europäische Parlament seit vielen Jahren für diese Grundwerte eintritt. “Vom 3. Mai bis zum 1. August dieses Jahres hatten hunderte Journalistinnen und Journalisten aus den 27 EU-Mitgliedstaaten insgesamt 318 Beiträge eingereicht. 13 Beiträge kamen in die engere Wahl, aus der die Jury den Gewinnerbeitrag auswählte. Lost in Europe enthüllte die erschreckende Tatsache, dass seit 2021 jeden Tag im Durchschnitt fast 47 Kinder nach ihrer Ankunft in Europa verschwunden sind. Die von Lost in Europe in 31 Staaten Europas, z. B. in Deutschland, Italien oder Österreich, zusammengetragenen Daten zeigen, dass zehntausende minderjährige Migranten vermisst werden. Die monatelangen Recherchen legen nahe, dass es noch mehr vermisste minderjährige Migranten gibt, da die Dokumentation uneinheitlich ist und es in einigen Staaten an Daten mangelt, sodass sich große Datenlücken auftun. Die neueste Untersuchung baut auf den Recherchen von Lost in Europe aus dem Jahr 2021 auf. Sie hatten ergeben, dass von 2018 bis 2020 mehr als 18 000 Kindermigranten in Europa verschwunden waren. Aagje Leven, Generalsekretärin von Missing Children Europe, vermutet, dass die Ergebnisse nur die „Spitze des Eisbergs“ sind, da immer mehr Kindermigranten in Europa in alarmierendem Tempo verschwinden und befürchtet wird, dass sie Opfer von Menschenhandel und moderner Sklaverei werden. Die an diesen Recherchen beteiligten Medienpartner waren De Standaard (Belgien), Small Stream Media (Niederlande), RBB (Deutschland), Knack (Belgien), ANSA (Italien), Domani (Italien), CNN(Vereinigtes Königreich / USA), VRT (Belgien), Εfimerida ton Syntakton (Griechenland), il Fatto Quotidiano (Italien), The Journal (Irland), Tagesschau (Deutschland), Zeit Online (Deutschland) und NRC (Niederlande). Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis wurde vom Präsidium des Europäischen Parlaments im Dezember 2019 zu Ehren der maltesischen Enthüllungsjournalistin und Bloggerin ins Leben gerufen. Daphne Caruana Galizia hatte sich dem Kampf gegen Korruption verschrieben. 2017 war die Enthüllungsjournalistin bei einem Autobombenanschlag getötet worden.Jedes Jahr um den 16. Oktober – den Tag ihrer Ermordung – werden mit dem Preis herausragende journalistische Leistungen gewürdigt, mit denen die Prinzipien und Grundwerte der Europäischen Union hochgehalten und verteidigt werden. Im Mittelpunkt stehen unter anderem Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichstellung, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte.Der Preis steht allen professionellen Journalistinnen und Journalisten sowie Journalistenteams offen – die Staatsangehörigkeit spielt dabei keine Rolle. Eingereicht werden können journalistische Beiträge, die von Medien in einem der 27 Mitgliedstaaten der EU veröffentlicht oder ausgestrahlt wurden. Mit dem Preis soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig professioneller Journalismus ist, um Freiheit, Gleichstellung und Chancen für alle zu sichern.Die unabhängige Jury besteht aus Presse und Zivilgesellschaft aller 27 EU-Mitgliedstaaten sowie einer Vertreterin bzw. einem Vertreter der Internationalen Journalisten-Föderation.Mit dem mit 20 000 EUR dotierten Preis zeigt das Europäische Parlament, dass es sich für Enthüllungsjournalismus und Pressefreiheit starkmacht. Daphne Caruana Galizia war eine maltesische Enthüllungsjournalistin, Bloggerin und Korruptionsbekämpferin. Sie berichtete eingehend über Korruption, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen, aber auch über den Handel mit der Staatsbürgerschaft und die Verwicklung der maltesischen Regierung in die Affäre um die Panama-Papiere. Deswegen schüchterte man sie ein und bedrohte sie. Am 16. Oktober 2017 starb sie bei einem Autobombenanschlag. Der Skandal rund um die Ermittlungen der Behörden im Mordfall Daphne Caruana Galizia führte zum Rücktritt von Ministerpräsident Joseph Muscat. Das Europäische Parlament äußerte im Dezember 2019 heftige Kritik an den Ermittlungspannen und forderte die Kommission zum Handeln auf. (EP-PD/IIM) |