57 Journalisten kamen 2022 ums Leben
Wien-Berlin-Paris, 14. Dezember 2022 – 533 Journalistinnen und Journalisten sitzen zum Jahresende aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis, so viele wie nie zuvor. 533 Journalistinnen und Journalisten, die für kritische Recherchen einfach weggesperrt wurden. Das zeigt die heurige Jahresbilanz der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen, die heute veröffentlicht veröffentlicht wurde.
Hinter der Zahl 533 stehen Schicksale: Die chinesische Journalistin Zhang Zhan, die zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie durch ihre Berichterstattung über die Covid-19-Pandemie in sozialen Medien „Unruhe gestiftet“ haben soll. Die vietnamesische Journalistin Pham Doan Trang, die wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu neun Jahren Haft verurteilt wurde. Der russische Investigativjournalist Iwan Safronow, der 22 Jahre ins Straflager muss, weil er „Staatsgeheimnisse“ offengelegt haben soll, obwohl es sich um Dokumente handelte, die lange online öffentlich verfügbar waren. Die iranischen Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi, die im September verhaftet wurden, weil sie als erste Medienschaffende auf den Tod von Jina Mahsa Amini aufmerksam gemacht hatten. Beide sind nun wegen „Propaganda gegen das System und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt, worauf die Todesstrafe steht.
Gestiegen ist auch eine weitere Zahl: 57 Journalistinnen und Journalisten kamen 2022 ums Leben, fast 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Hier blickt RSF-ROG vor allem auf die Ukraine, wo seit Beginn des russischen Angriffes auf das ganze Land acht Medienschaffende getötet wurden. Wie gefährlich die Berichterstattung dort derzeit ist, zeigen exemplarisch die Schicksale des ukrainischen Fotografen Maxim Lewin, der am 13. März gezielt von russischen Soldaten erschossen wurde, sowie des französischen Videoreporters Frédéric Leclerc-Imhoff, der auf dem Weg zu Dreharbeiten in der Ostukraine durch einen Granatsplitter getötet wurde.
Neben der Kriegsberichterstattung gehören organisierte Kriminalität und Korruption – Themen von öffentlichem Interesse – zu den gefährlichsten Arbeitsgebieten. Das bekommen vor allem Medienschaffende in Mexiko zu spüren, das zum vierten Mal in Folge das gefährlichste Land für Journalistinnen und Journalisten ist. (ROG-RSF/IIM)